Bombay Ice - edizione con copertina flessibile

Ullstein, Bln., 1998. 483 S., Pbd.U. - Neuwertig. Deutsch von M. Lehbert -, Was passiert, wenn die schillernde Welt des Bombayer Kinos auf die rauen Sitten des schwarzen Films trifft? Mit etwas Glück kommt so etwas wie dieser blendend ehrgeizige Roman des kanadischen Journalisten Leslie Forbes heraus. "Ich habe den Eunuchen schon fast vier Wochen nicht mehr gesehen. Vergesse, was ich Dir vorher geschrieben habe. Es gibt keinen Anlaß, hierher zu kommen, um mich zu retten", schreibt Miranda Sharma an ihre Schwester auf eine beunruhigend "schizophrenen" Postkarte aus Bombay, die Rosalind Bengal auf eine Reise quer durch Kontinente schickt und tief in eine Welt, in der nichts so ist, wie es scheint. Roz, halb Schottin und halb Inderin, ist eine Kriminaljournalistin, die nicht umhin kann, einer guten Spur nachzugehen, besonders, wenn das Wohlergehen ihrer Schwester auf dem Spiel steht. Miranda hat vor Kurzem einen der prominentesten Regisseure der indischen Filmindustrie, Prosper Sharma, geheiratet -- ein Mann, der seit 20 Jahren an einer Filmversion von The Tempest arbeitet, und dem nachgesagt wird, er hätte seine erste Frau umgebracht. Nach Mirandas Postkarte werden innerhalb von acht Wochen vier Hijras -- Eunuchen oder Transvestiten -- ertrunken aufgefunden, einer davon hatte mutmaßlichen Verbindungen zur Filmindustrie. Zufall oder nicht -- Roz fühlt sich dazu veranlaßt, der Sache nachzugehen. Was dann folgt ist ein äußerst ungewöhnlicher Thriller, nicht nur aufgrund des Schauplatzes. Voll von Wortspielen und Anspielungen und vor dem Hintergrund einer Stadt, die mehr einem im Bau befindlichen Bühnenset ähnelt, zeigt Bombay Ice Einflüsse von Shakespeare bis Sunset Boulevard, von Chaostheorie bis Raymond Chandler. Zwischen Betrachtungen über Alchemie, Entropie und der Wissenschaft des Wetters baut Forbes eine verwickelte Geschichte auf, die mit der ganzen Spannung des nahenden Monsuns geladen ist. Das Ergebnis bleibt auch dann interessant, wenn -- wie es hie und da vorkommt -- das intellektuelle Anliegen des Buches die Handlung in den Hintergrund drängt.