Das Erbe von Delft. Aus dem Engl. von Alexandra Ernst - copertina rigida, flessible

Braucht Louise Eeden wirklich eine Anstandsdame wie Annie, die auf sie aufpasst, als sie bei dem berühmten Maler Haitink (wie damals üblich) ein Porträt von sich anfertigen lässt? Eigentlich nicht, denn Louise fühlt sich so wohl wie nie im Atelier des Künstlers. Hier kann sie endlich einmal ganz sie selbst sein, ohne gesellschaftliche Zwänge, die ihr ihre Herkunft als Tochter eines reichen Industriellen im Delft des Jahres 1654 aufzwingt. Und eigentlich doch. Denn im Atelier Haitinks wirkt dessen Assistent Pieter, in den sich Louise prompt verliebt: und das, obwohl sie bereits Reynier DeVries versprochen ist, wie es ihrem Stand viel eher entspricht. Louise gibt zunächst ihrer Verpflichtung nach, um ihren Vater nicht zu enttäuschen -- bis sie bemerkt, das es Reynier nur auf ihr Geld abgesehen hat und deshalb sogar vor Gewalt gegen Pieter nicht zurückschreckt. Jetzt muss das junge Mädchen sich entscheiden: Für ihr vermeintliches Schicksal oder für die große, sozial aber gänzlich unverträgliche Liebe ...

Der wundervolle Roman Das Erbe von Delft des irischen Autors Aubrey Flegg entführt Leser ab 12 Jahren in eine geheimnisvolle Welt, die wir eigentlich ja tatsächlich nur von den Gemälden und Bürgerporträts niederländischer Meister kennen -- namentlich zumeist von den Bildern Jan Vermeers, dem Fleggs Haitink ganz offensichtlich nachempfunden ist. Es ist die Welt des aufstrebenden Bürgertums, dass sich im 17. Jahrhundert in den Niederlanden vor allem durch Kunst (und damit durch Geld) zu definieren suchte. In dieses Milieu passt eine Geschichte um Liebe, Intrigen, eine verführerische Mitgift und ein Porträt natürlich perfekt hinein. Und ähnlich perfekt hat Flegg den Lesern seine Geschichte auch ausgemalt. Ein echter Schmöker, gut zu lesen und dabei noch überaus informativ. --Isa Gerck