Karl Scherffer:Herrn P. Scherfer's Abhandlung Von Serien Oder Reihen, Aus Dem Lateinischen Ubersetzt Und Mit Einigen Erlauterungen, Auch Vielen Ganz Neuen Allgemeinen Zusatzen (1782) (German Edition)
- copia autografata 1782, ISBN: 9781161903249
edizione con copertina rigida
Ammann Verlag, 1997. Hardcover. ausgemustertes Büchereibuch, nicht foliert, in sehr gutem Zustand! Ohne SU! Aus der Neue Zürcher Zeitung: Für viele ist Fernando Pessoa d… Altro …
Ammann Verlag, 1997. Hardcover. ausgemustertes Büchereibuch, nicht foliert, in sehr gutem Zustand! Ohne SU! Aus der Neue Zürcher Zeitung: Für viele ist Fernando Pessoa der Verfasser des «Buches der Unruhe»: für einige ist er ausserdem der Erfinder verschiedener Dichtergestalten, die ihr lyrisches Werk mit den sogenannten Heteronymen signierten. Nur die wenigsten kennen auch den Esoteriker «Pessoa ipse» ohne den indessen die literarische Schlüsselfigur Portugals unverständlich bleibt. «Eines Tages wird man vielleicht einsehen, dass ich wie kein anderer meine eingeborene Pflicht als Dolmetscher für einen Teil unseres Jahrhunderts erfüllt habe.» Mit diesem Satz legt Bernardo Soares, den «Das Buch der Unruhe» als Autor ausgibt, seine Hilfsbuchhalter-Maske ab und gibt sich als jener sich offenbar seiner Bedeutung durchaus bewusste Fernando Pessoa zu erkennen, der zu Lebzeiten nur von den Eingeweihten der portugiesischen Avantgardeszene und einigen hellhörigen Kritikern wahrgenommen wurde, gerade einen einzigen Gedichtband vor seinem Tod im Jahr 1935 publizieren konnte und im übrigen über zwanzig Jahre lang für jene nachmalig legendäre Wäschetruhe schrieb, aus der inzwischen über 28 000 beschriebene Blätter ans Licht gekommen sind, eine Art Atlantis-Wunder für die moderne Weltliteratur, das Auftauchen eines riesigen, labyrinthisch verschlungenen literarischen Archipels von faszinierender Vielfältigkeit und Fremdheit. Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos, Alexander Search, António Mora, Raphael Baldaya, Charles Robert Anon, Jean Seul um nur diese von Pessoas literarischen Verkörperungen oder Heteronymen zu nennen haben sozusagen im Alleingang fast die ganze moderne portugiesische Literatur geschaffen und dazuhin noch aufregende Ausflüge in die englische und französische Literatur sowie ins Philosophische, Historische, Politische, Esoterische und in manch anderes Gebiet unternommen, getreu der Devise ihres Schöpfers: «Sei vielgestaltig wie das Weltall!» DER ÜBERMENSCH Dass Fernando Pessoa, dessen Habitus und Auftreten doch so unauffällig waren, als müsse er unentwegt sein völliges Verschwinden aus der Existenz vorbereiten, keineswegs gleichgültig gegenüber dem Thema Nachruhm war, belegt sein 1916/17 englisch geschriebenes Essay-Fragment «Herostrat» (das jetzt innerhalb der Pessoa-Ausgabe des Ammann-Verlags in dem Band «Herostrat Die ästhetische Diskussion I» erstmals deutsch vorliegt). Dem Epheser gleich, der einst, um seinen Nachruhm zu sichern, den Tempel der Artemis in Brand steckte, räuchert hier Pessoa den Tempel der seinerzeit kanonisierten englischen Literatur aus, wobei er Shaw, Wilde, Wells, Chesterton, Aldous Huxley und all die anderen Autoren mit «ihren brillanten und nichtigen Romanen» allerdings weitaus schonender behandelt als in dem gleichzeitig entstandenen futuristisch-pamphletistischen Grossgedicht «Ultimatum», in dem er in manchmal schier tobsüchtigem Furor die moderne Kultur und Zivilisation insgesamt über Bord kippt und sich selbst als einen «von der Rasse der Entdecker» ausruft, der «alles verachtet, was weniger ist als die Entdeckung einer Neuen Welt». Pessoa, der Portugal schon einmal einen «Super-Camões» prophezeit und kaum Zweifel darüber gelassen hatte, dass er dabei sich selbst im Auge hatte, begriff diesen als entindividualisierten Übermenschen: «Eine Epoche wird nicht mehr durch 30 oder 40 Dichter zum Ausdruck gebracht, sondern z. B. durch 2, deren jeder 15 oder 20 Persönlichkeiten besitzt . . . ÜBERMENSCH WIRD NICHT DER HÄRTESTE, SONDERN DER KOMPLEXESTE SEIN!» Der Nachruhm, der nun weltweit über Fernando Pessoa und durch ihn über ganz Portugal hereingebrochen ist, gründet sich nur vage auf das Wissen um Pessoas schier unbegreifliche Komplexität, zum wenigsten aber auf die Kenntnis jenes Dichters, der den Namen Pessoa trägt, den orthonymen Pessoa also, «Pessoa ipse» genannt. Dass Pessoa ipse, Autor des einzigen zu Lebzeiten publizierten Gedichtbandes «Mensagem» («Botschaft»), der ihn als den erklärten Metaphysiker unter den diversen Heteronymen ausweist, der eigentliche Pessoa sei, lässt sich kaum behaupten, denn auf der lebendigen Bühne, zu der sich Pessoa gemacht hat, treten nur uneigentliche Personen auf, hier ist alles fingiert und noch Pessoa selbst nur «die Erfindung eines gewissen Fernando Pessoa» (Antonio Tabucchi). Nicht übersehen lässt sich aber, dass Pessoa ipse nicht nur am meisten von dem artikuliert, was seinen Urheber auch ausserhalb seiner Dichtung am intensivsten beschäftigte, sondern darüber hinaus auch sozusagen das letzte Wort hat. Betrachtet man die Entstehungsdaten der einzelnen esoterischen Gedichte aus «Mensagem», entdeckt man erstaunt, dass 1913/14, zum gleichen Zeitpunkt also, an dem Álvaro de Campos futuristisch wütete, Alberto Caeiro das Geheimnis preisgab, dass es kein Geheimnis gebe, und Ricardo Reis sein Neu-Heidentum kultivierte, Pessoa ipse bereits metaphysisch schwer befrachtete Gedichte schrieb, in denen er sich, wie etwa in den 14 «Kreuzweg»-Sonetten, als «Königsbote» präsentierte, der «überirdischen Befehlen» gehorche; als «Eingeweihter» und «Berufener», der von rätselhaften Initiationsriten raunt und sich nicht nur mit seinen drei Gedichten «Auf das Grab von Christian Rosenkreutz» von Geheimorden angezogen zeigt. Ein 1922 entstandenes Gedicht, «Weihnachten», das mit der Zeile «Ein Gott erscheint, und andre müssen weichen» anhebt und in dem Pessoas gnostisches Verständnis des Christentums Ausdruck findet, endet lapidar: «tudo é oculto» alles ist okkult. GLAUBE UND TRAUM Kurios und gleichzeitig so kennzeichnend für Pessoas Heteronomie, die wohl weniger ein Spiel als eine reale psychische Spaltung seiner Person war, ist, dass Bernardo Soares im «Buch der Unruhe» verrät, er habe «stets einen beinahe körperlichen Ekel vor dem Geheimnisvollen verspürt . . . vor Geheimgesellschaften oder Okkultismus». Derselbe Soares, der die Metaphysik «als eine verlängerte Form von latentem Wahnsinn» abtut und behauptet: «In Ermanglung von Wissen schreibe ich . . . von Göttern: die Götter sind eine Funktion des Stils», weiss dann aber doch, dass sie etwas mehr sind, und geisselt die Agnostiker als Leugner einer allerhöchsten Intelligenz in Zeit und Raum: «Ich habe nie begriffen, dass jemand, der einmal das grosse Faktum der universalen Uhrmacherei in Betracht gezogen hat, den Uhrmacher leugnen kann, dem selbst Voltaire nicht ungläubig gegenüberstand.» Auch in seinem «Faust»-Entwurf, der ihn von 1908 bis 1933 beschäftigte, verwirft Pessoa den Atheismus als «Begleiterscheinung von abgelebten Zivilisationen» und fragt zuletzt: «Was ist der innere Grund, / dass Glaube und dass Traum notwendig sind / und alles übrige verhängnisvoll?» Aufschlussreich ist hier vor allem die Gleichsetzung von Glaube und Traum. Sie weist Pessoa als Angehörigen jenes Volkes aus, das in seiner Geschichte immer mit dem Rücken zum Festland, zu Europa, lebte und sich übers Meer ins Unbekannte und Unendliche hinausträumte. Mit den Entdeckungsfahrten der Seefahrer, denen Pessoa in «Mensagem» ausgiebig huldigt, wurde der Traum dann zur Tat doch diese bald wieder zum Traum, zum Mythos, der im Sebastianismus kulminiert, jenem bis heute nicht ganz ausgeträumten Traum von der Wiederkehr des blutjungen Königs Dom Sebastião, der mit seinem Heer 1578 vor Alcacer Quibir von den Mauren vernichtend geschlagen und dessen Leichnam nie gefunden wurde. Obwohl mit dieser Niederlage Portugals imperiale Grösse endgültig dahin war, ist der Sebastianismus mit seinem Traum vom 5. Reich viel mehr religiös und messianisch gefärbt als imperial. «Nur der, den ich mich träumte, überlebt, / als Solcher kehre ich zurück», heisst es in Pessoas König-Sebastian-Gedicht. Entsprechend müsste jenes 5. Reich, das Pessoa nach Griechenland, Rom, der Christenheit und dem «laizistischen Europa nach der Renaissance» heraufkommen sieht, ein rein geistiges Reich sein, ein religiöses Reich, in dem alle Religionen miteinander verschmelzen, weil «alle Religionen wahr sind». «Lasst uns nicht dulden, dass uns ein einziger Gott ausserhalb unser selbst fremd bleibt! Saugen wir alle Götter auf! Wir haben bereits das Meer erobert: es bleibt uns noch übrig, den Himmel zu erobern [. . .] Schaffen wir so den höchsten Polytheismus. In der ewigen Lüge aller Götter sind nur alle Götter die Wahrheit.» Was Pessoa, der «rationale Sebastianist», wie er sich einmal nannte, 1923 in einem Interview formulierte und gleichzeitig im Gedicht in die Zeilen fasste: «In jedem Winkel meiner Seele raucht ein Altar für einen anderen Gott», sagt implizit auch etwas über seine Heteronomie aus, in der ebenfalls erst die Summe aller Fiktionen die Wahrheit ergeben. Nicht von ungefähr hat Pessoa in dem berühmten, 1935 geschriebenen Brief an den Kritiker Adolfo Casais Monteiro die Geburtsstunde seiner Heteronyme als quasi religiöses Erweckungserlebnis beschrieben, bei dem er sich als blosses Gefäss fremder Mächte fühlte. Im selben Bekennerbrief äussert sich Pessoa, der ja allen seinen Heteronymen Biographien nach komplizierten astrologischen Berechnungen zuwies, auch über sein Verhältnis zum Okkultismus (allerdings mit der Massgabe, dieser Briefabschnitt dürfte nie gedruckt werden). Nachdem er drei Wege zum Okkulten aufgezeigt hat, den magischen, den mystischen und den alchimistischen Weg («der schwierigste und vollkommenste von allen, weil er eine Umformung der eigenen Persönlichkeit einbezieht»), versichert er ausdrücklich, keinem Einweihungsorden anzugehören. Das war vermutlich geschwindelt, denn früher schon hatte Pessoa bekannt, er gehöre dem Christus-Orden an, einem Folgeorden des Templerordens (dem auch Stefan George im «Siebenten Ring» ein Preislied gewidmet hat). Edouardo Lourenço stellt fest, das «die okkultistische Dichtung den gesamten Orbit des Lebens und des Werkes von Pessoa abdeckt», was im selben Masse sicher nicht der Fall war bei den vielen anderen seinerzeit vom Okkultismus angesteckten Schriftstellern (Strindberg, Maeterlinck, Yeats, J. C. Powys, A. Blok oder Belyj). Nicht nur nahm Pessoa ab 1914 an spiritistischen Sitzungen im Hause seiner Tante Anica teil und entdeckte er dabei seine medialen Fähigkeiten, er übersetzte auch theosophische Schriften von Anni Besant, Charles Landbeater und Mme Blavatsky, beschäftigte sich mit Rudolf Steiner und ergriff, als Salazar den Freimaurerorden verbieten wollte, öffentlich dessen Partei. Einige der in Englisch geschriebenen Traktatfragmente aus der berühmten Truhe tragen einschlägige Titel wie «Die Regierung der 300» oder «Der Weg der Schlange». Nachdem Pessoa brieflich Aleister Crowley auf einen Fehler in dessen Horoskop aufmerksam gemacht hatte, reiste der walisische Magier und Mystagoge, der wie Yeats im «Golden Dawn» initiiert worden war und sich als Satanist verstand, 1930 nach Lissabon, um Pessoa in die Schwarze Magie einzuweihen, die Crowley was ihm immer regen Zulauf garantierte unter starker Betonung ihres sexuellen Elements praktizierte. Pessoa, den alles Exhibitionistische und Scharlataneske abstiess, war von dem Besuch wenig begeistert, zumal er die Polizei auf den Plan rief, nachdem Crowley seinen Suizid im Atlantik, beziehungsvoll an der Bocca do Inferno, suggeriert hatte (in Wahrheit hatte der Hochverschuldete sich nach Spanien abgesetzt). Dennoch könnte, was der Pessoa-Biograph Ángel Crespo annimmt, Crowley der «Meister» Pessoas gewesen sein, der ihn initiierte oder ihm vielmehr die Mittel zur Selbstinitiierung verschaffte, wenn man nicht die Dichtung selbst für eine Initiierung hält. Wie immer man Pessoas okkultistische Neigungen beurteilt, sicher ist, dass wir ihnen einige der herrlichsten Gedichte verdanken, darunter jenes «Initiation» betitelte, von dem Paul Celan sich so «erkannt» fühlte, dass er es, mit Hilfe seines Freundes Edouard Roditi, ins Deutsche übertrug; man braucht es nicht zu verstehen, um es zu verstehen (solches lässt sich nur über die grössten Kunstwerke sagen). Ángel Crespo zieht Parallelen von Pessoas Sebastianismus zum Sabbatianismus, also zu jener Bewegung, die sich auf Sabbatai Zwi berief, der sich im 17. Jahrhundert als Messias ausgab (Gershom Scholem hat dem «falschen Messias» eine Monographie und etliche Studien gewidmet). Crespo lenkt damit den Blick auch auf Pessoas jüdische Wurzeln, die in der Pessoa-Rezeption bisher zuwenig beachtet wurden, obwohl bereits 1924 Mário Saa in seiner antisemitischen Schrift «Die Invasion der Juden» Pessoas jüdische Herkunft genealogisch aufgedeckt und nicht nur Pessoas okkultistische Neigungen, sondern auch seine in so viele Figuren zersplitterte Identität oder Nicht-Identität auf diese Herkunft zurückgeführt hat. Einmal davon abgesehen, dass wie man in Portugal zu sagen pflegt «in jedem Portugiesen ein Jude steckt» (weswegen sich wohl auch Salazar Hitlers Rassenpolitik nicht anschloss), finden sich tatsächlich viele dezidiert jüdische Motive bei Pessoa: er akzeptiert nicht die christliche Vorstellung von der Erfüllung der Verheissung und der Erlösung durch einen gekreuzigten Messias. Die Verheissung ist für Pessoa ein höherer Wert als die Erfüllung, so wie Moses das verheissene Land nur sehen, aber nicht betreten durfte. «Im Innersten seines Herzens kann der Jude das Beenden der Geschichte durch den Messias, das Erlöschen des Unbekannten, die ewig währende stasis und den ennui des Erlöstseins nicht akzeptieren», er bleibt, nach George Steiner, «dem Genius der Ratlosigkeit» und Rastlosigkeit, er bleibt dem Unbekannten und Unendli, Ammann Verlag, 1997, This book is a facsimile reprint and may contain imperfections such as marks, notations, marginalia and flawed pages. Weight:1.46 lbs, Kessinger Publishing, LLC, 5/23/2010 0:00:00<