An Johanna von Bismarck. Briefe aus vier Jahrzenten. Eine Auswahl - copertina rigida, flessible

Otto von Bismarck zählt auch heute noch zu den interessantesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Sein Leben und Werk und seine politische Hinterlassenschaft waren Gegenstand zahlreicher historischer Analysen und Interpretationen, bei denen das auf die Öffentlichkeit gekommene Bismarck-Bild immer wieder revidiert wurde. Während aber Bismarcks »Gedanken und Erinnerungen« und seine politischen Reden oftmals neu aufgelegt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht wurden, sind seine Privatbriefe in den Hintergrund getreten. Die Cotta'sche Buchhandlung Stuttgart brachte sie 1900 in einer von Fürst Herbert von Bismarck, dem Sohn des Reichskanzlers, besorgten Edition heraus, 1903 folgte ein schmaler Ergänzungsband. Sie sind nur noch in Bibliotheken zugänglich. Neuere Ausgaben haben sich an ihnen orientiert, haben nach Schwerpunkten ausgewählt, kommentiert und interpretiert. Die Chance, in einer Zusammenschau der über mehr als vier Jahrzehnte reichenden brieflichen Mitteilungen Bismarcks an Johanna von Puttkamer - beginnend während der Brautzeit und ununterbrochen fortgesetzt nach der Eheschließung im Juli 1847 bis zum Ende seiner politischen Laufbahn - die Entwicklung einer Persönlichkeit, wie sie sich selbst darstellt, aufzuzeigen, ist nur in wenigen Fällen genutzt worden. Auch in der hier vorliegenden Ausgabe mußte gekürzt und ausgewählt werden. Otto von Bismarck war ein vehementer Briefschreiber, dessen Sprache oftmals durch ihre poetische Kraft überrascht, dessen Mitteilungen und Erörterungen, hier frei von politischem Kalkül, genaue Beobachtungsgabe und Menschlichkeit erkennen und Züge einer Persönlichkeit nachvollziehen lassen, wie sie dem nur auf politische Ereignisse konzentrierten Beobachter verschlossen bleiben muß. Wer zu den Briefen Bismarcks an seine Frau greift, wird einen anderen Menschen vor sich erstehen sehen, als Geschichtsbücher und Sekundärquellen ihn schildern.